“Rhythmen bestimmen unser Leben und unsere Gesundheit.”

Sarah und Theres aus unserem Team sind Expertinnen, wenn es um Naturheilkunde im Jahresverlauf und die Signaturenlehre nach Paracelsus geht. Theres bietet seit letztem Jahr sogar einen privaten Kurs dazu an. Ein Gespräch über den Zauber von Heilpflanzen und wie der Rhythmus der Natur unseren Alltag und unsere Gesundheit beeinflusst.

 

CAROLINE: Es ist Hochsommer, astrologisch gesehen steht die Sonne im Zeichen des Löwen. Die Natur ist in ihrer vollen Kraft und laut Paracelsus stehen nun die Sonnenpflanzen im Zentrum der Pflanzenheilkunde. Wie wirken sie auf uns?

THERES: Sonnenpflanzen erwärmen unser Herz, stärken das Selbstvertrauen und schenken uns Lebensfreude. Wenn die Sonne scheint, ist alles ein bisschen schöner, die Tage fallen uns leichter und wir sind gerne in der Natur.

 

CAROLINE: Welche Sonnenpflanzen blühen jetzt und wie erkennt man sie?

THERES: Derzeit blühen Sonnenpflanzen wie beispielsweise Johanniskraut, Sonnenblume, Ringelblume, Königskerze, Wald-Engelwurz und in den Bergen ist die Arnika anzutreffen. Die meisten Sonnenpflanzen wachsen auffällig aufrecht und wirken von ihrer Gestalt her stolz und majestätisch. Häufig tragen sie leuchtend gelbe oder orange Blüten, die um ein Zentrum angeordnet sind. Die Blätter, Blüten und Wurzeln riechen angenehm würzig und warm. Eine Sonnenpflanze fällt auf und will gesehen werden. Die Wesensmerkmale einer Pflanze bezeichnete Paracelsus als Signaturen.

 

CAROLINE: Gibt es eine Sonnenpflanze, die dich besonders beeindruckt?

THERES: Mit seinen leuchtend gelben und strahlenartig angeordneten Blütenblättern verkörpert das Johanniskraut die Sonnensignatur besonders eindrücklich. Es benötigt für alle seine Pflanzenteile ausreichend Licht und Sonnenwärme, um zu gedeihen. Kaum eine Pflanze speichert so viel Sonnenenergie, Wärme und Licht in sich wie das Johanniskraut. Das macht es zu einer wertvollen Heilpflanze bei depressiven Verstimmungen, was auch wissenschaftlich bewiesen ist.

Kaum eine Pflanze speichert so viel Sonnenenergie, Wärme und Licht in sich wie das Johanniskraut.
— Theres

In Tee-, Tinkturen- und Spagyrikmischungen entfaltet das Johanniskraut eine nervenstärkende, angstlösende und stimmungsaufhellende Wirkung. Als Öl angewendet wirkt es entspannend auf die verkrampfte Muskulatur und lindert nervlich bedingte Schmerzen. Mit diesen Eigenschaften eignet es sich hervorragend für unsere schlaf- und entspannungsfördernde Aromaölmischung Guten Abend, Gute Nacht.

Verkörpert die Sonnensignatur besonders eindrücklich: Das Johanniskraut

Beruhigt die Nerven, wirkt entspannend und entkrampfend auf die Muskulatur: Aromaöl Guten Abend, Gute Nacht mit Johanniskrautöl

CAROLINE: In welcher Form können wir im Winter von Sonnenpflanzen profitieren? Gerade wenn es nass, kalt und grau ist, wären wir ja besonders froh um ihre Unterstützung.

THERES: In der kalten und grauen Jahreszeit empfehle ich gerne das Signaturenöl Sonne mit ätherischen Ölen von Kardamom, Orange, Bergamotte und Weihrauch. Auf Fusssohlen und Solarplexus aufgetragen vermitteln diese Pflanzen die Energie der Sonne und stärken das innere Feuer.

Sonnenpflanzen eignen sich auch wunderbar zum Räuchern. Ich empfehle gerne eine Mischung aus Engelwurz, Rosmarin, Sonnenblume und Goldcopal. In Kombination entfalten diese Sonnenpflanzen beim Räuchern eine anregende Wirkung und durchfluten die Aura mit Licht und Wärme. Wer es gerne etwas süsser mag, gibt noch etwas geschnittene Zimtrinde oder Storax hinzu. Diese Mischung eignet sich auch als morgendliches Räucherritual sehr gut, um vitalisiert in den Tag zu starten.

Pure Sonnenkraft in konservierter Form: Das Aromaöl Sonne

Das Verräuchern von Sonnenblumenblüten wirkt zentrierend und stärkend auf die Lebensenergie und das Selbstvertrauen.

CAROLINE: In der Zeit des Löwens geht es um Lebensfreude und Selbstvertrauen. Sonnenpflanzen unterstützen uns dabei, diese Eigenschaften zu entfalten und zu leben. Im Laufe des Jahres wandert die Sonne aber noch durch elf weitere Tierkreiszeichen. Was geschieht dann?

SARAH: Im Jahresverlauf hat jeder der zwölf Monate seine besonderen Eigenschaften und Qualitäten. Das ist abhängig von der Jahreszeit, der Natur und ihren Rhythmen. Anhand der zwölf Tierkreiszeichen aus der Astrologie lassen sich diese Qualitäten gut beschreiben. Paracelsus hat jedes Tierkreiszeichen einem entsprechenden Himmelskörper zugeordnet. Denn er war überzeugt, dass der Jahresverlauf geprägt ist von den Eigenschaften der jeweiligen Planeten.

Der Tierkreis (Zodiak) mit den zwölf Tierkreiszeichen. Aus astrologischer Sicht beginnt das neue Jahr am 21. März mit dem Zeichen Widder (engl. Aries).

 

CAROLINE: Kannst du konkrete Beispiele nennen?

SARAH: Wandert die Sonne im Hochsommer durch den feurigen Löwen, erleben wir eine andere Zeitqualität als etwa im Januar, wenn das ernste Erdzeichen Steinbock regiert. Der Steinbock wird dem Planeten Saturn zugeordnet, der nach Paracelsus für klare Strukturen, Abgrenzung und Intuition steht. Im Winter ruht die Natur und eine Stille legt sich über die schneebedeckte Landschaft. Es wird früh dunkel und wir spüren den Wunsch nach Rückzug. Nun ist der ideale Zeitpunkt für geistige Einkehr und Meditation. Unsere Intuition ist jetzt besonders geschärft.

Wandert die Sonne im Hochsommer durch den feurigen Löwen, erleben wir eine andere Zeitqualität als etwa im Januar, wenn das ernste Erdzeichen Steinbock regiert.
— Sarah

CAROLINE: Wie sieht es im Frühjahr aus?

SARAH: Mit Eintritt ins Feuerzeichen Widder im März erwacht die Natur aus dem Winterschlaf. Erste Pflanzen spriessen und es ist Aufbruchstimmung spürbar. Jetzt fällt es auch uns leicht, neue Projekte anzugehen. Dieser Zeitraum wird dem Planeten Mars zugeordnet. Er verkörpert den Kriegsgott Mars, die kosmische Antriebskraft und steht für Wille und Tatkraft. Pflanzen mit der Signatur Mars sieht man das wehrhafte Wesen an. Oft sind sie mit Stacheln, Borsten oder Brennhaaren ausgestattet und besitzen scharfe Inhaltsstoffe. Ganz dem Mars-Prinzip entsprechend haben diese Pflanzen anregende Eigenschaften und schützen unser Immunsystem vor Krankheitserregern. Im Frühling wären das zum Beispiel die Brennessel und der Bärlauch.

Zu Beginn des Sommers wandert die Sonne durch die Zwillinge. Nun wird es leicht und spielerisch, denn das neugierige Luftzeichen gehört zu Planet Merkur. Beim merkuriellen Prinzip dreht sich alles um (geistige) Beweglichkeit, Vermittlung und Kommunikation. Die Natur macht es uns vor und gibt sich im Juni besonders geschäftig und kommunikativ. Überall fliegen Insekten, zwitschern Vögel und die Pollen haben Hochsaison. Das Leben spielt sich nun im Freien ab. Nie sind die Tage länger und die Nächte kürzer als im Juni kurz vor der Sommersonnenwende, wenn die Sonne am höchsten steht.

Mittsommer nach altem Brauch: Vor allen in Schweden feiern die Menschen bis heute während der Sommersonnenwende das Licht, die Fruchtbarkeit und die Vorfreude auf eine reiche Ernte. Der üppige Blumenkranz im Haar steht für Wiedergeburt und Fruchtbarkeit.

CAROLINE: Wie geht es nach der Sommersonnenwende weiter?

SARAH: Die Sommersonnenwende am 21. Juni markiert einen wichtigen Piek im Jahr. Die Sonne hat ihren Zenit erreicht, nun werden die Tage bereits wieder kürzer. Diese Zeitqualität eignet sich besonders zur Selbstreflexion und um Gefühlen Raum zu geben, denn die Sonne befindet sich nun im tiefgründigen Wasserzeichen Krebs. Seine Sensibilität und Tiefgründigkeit verdankt er seinem Regenten, dem Mond. Der Mond verkörpert das weibliche Prinzip und die Fruchtbarkeit. In der Natur können wir jetzt beobachten, wie aus den Blüten allmählich Früchte heranreifen.

 

CAROLINE: Geht es uns besser, wenn wir das Wissen über die Jahreszeiten in unseren Alltag einbauen? Wie erlebst du das persönlich?

SARAH: Ich finde definitiv! Wenn wir mit den Rhythmen der Natur leben und ihre verschiedenen Zeitqualitäten kennen, wird uns bewusster, dass auch wir ein Teil von ihr sind. Im gesundheitlichen Kontext können wir so gewisse Zustände und Beschwerden besser einordnen. Zum Beispiel das Verhältnis zwischen Licht und Schlaf. Im Winter ist es länger dunkel. Das hat zur Folge, dass unser Körper mehr Schlafhormone produziert und wir entsprechend müder sind. Im Winter dürfen wir daher durchaus etwas mehr schlafen – nicht umsonst machen Tiere einen Winterschlaf. Spannend auch die Ähnlichkeit von Mond- und Menstruationszyklus. Der Mondzyklus dauert 29.5 Tage und der Menstruationszyklus einer Frau durchschnittlich 28 Tage. Beide folgen dem auf- und abbauenden Prinzip und unterliegen dem Rhythmus der Natur.

Das Leben mit und nach der Natur hat für mich persönlich einen besonderen Zauber. Ich fühle mich in etwas Grösseres eingebettet und empfinde dadurch einen tieferen Sinn in allem.

Das Leben mit und nach der Natur hat für mich persönlich einen besonderen Zauber. Ich fühle mich in etwas Grösseres eingebettet und empfinde dadurch einen tieferen Sinn in allem.
— Sarah Meer

CAROLINE: Bald kommt der Herbst. Wie können wir uns optimal auf die kältere Jahreszeit vorbereiten?

THERES: Mit dem Wechsel vom Löwen in die Jungfrau Ende August steht die Vorbereitung auf den Herbst im Vordergrund. Das Erdzeichen Jungfrau wird wie der Zwilling ebenfalls dem Planet Merkur zugeordnet.

 

CAROLINE: Wird denn Planet Merkur mehr als ein Element zugeordnet? Zwillinge ist ja ein Luftzeichen, die Jungfrau Erde.


THERES: Ja. Beide Zeichen verbindet ein wacher Verstand und kommunikative Fähigkeiten, aber im Gegensatz zum luftigen Zwilling ist die Jungfrau geerdet und bodenständig. Sie hat eine tiefe Verbindung zur Natur, ist ordnungsliebend, strukturiert und vorausschauend. Eigenschaften, die es braucht, um für den Winter vorzusorgen. Denn Ende Sommer beginnt die grosse Erntezeit im Garten. Es lohnt sich, einen Teil der Ernte zu konservieren, damit wir auch in der kalten Jahreszeit etwas davon haben.

Das Tierkreiszeichen Jungfrau wurde mit der griechischen Fruchtbarkeitsgöttin Demeter in Verbindung gebracht. Man gedachte ihr besonders zur Beginn der Erntezeit im Spätsommer. Book of Hours, 1455 Bildquelle: https://www.flickr.com/photos/28433765@N07/3188677440/

 

CAROLINE: Welche Nahrungsmittel tun uns jetzt gut?

THERES: Während im Sommer leichte und kühlende Lebensmittel wie Salate und Glace auf dem Speiseplan standen, dürfen wir uns auf den Herbst hin wieder einer gehaltvolleren Ernährung widmen. Komplexe Kohlenhydrate wie Vollkorngetreide, Nüsse, Hülsenfrüchte und viel Gemüse stärken unsere Darmgesundheit, was für ein gesundes und starkes Immunsystem essentiell ist. Denn dieses brauchen wir in der kalten Jahreszeit. Für den Darm besonders wertvoll sind fermentierte Lebensmittel. Die beim Fermentierungsprozess entstehenden Bakterien tragen zu einer gesunden Darmflora bei.

Die Stärken der Jungfrau, nämlich präzises Beobachten, Analysieren und Sortieren entsprechen auch der Art, wie der Darm unsere Nahrung verarbeitet: Gute Nährstoffe werden behalten und verwertet, die Schlechten wieder ausgeschieden.

 

CAROLINE: Paracelsus lebte vor rund 500 Jahren. Damals herrschte ein komplett anderes Weltbild. Ist die Signaturenlehre heute nicht längst überholt?

SARAH: Natürlich, die meisten Naturphänomene lassen sich heute wissenschaftlich erklären. Für uns geht es bei der Signaturenlehre nicht darum, Paracelsus’ Lehre im Detail umzusetzen. Vielmer sind wir inspiriert von seiner Art, die Natur zu betrachten und teilen seine Ansicht darüber, dass alles im Kosmos miteinander verbunden ist. Fernab von aller Mystik kann die Signaturenlehre auch ganz pragmatisch als Klassifizierungssystem von Heilpflanzen verwendet werden. Was ich aber fast am wichtigsten finde: Sie fördert das Bewusstsein für die Natur, ihre Prozesse und Rhythmen.

 

CAROLINE: Wie steht es denn heute um das Bewusstsein für die Natur?

SARAH: Das Bewusstsein für die Natur ist in den letzten 50-100 Jahren geschwunden. Oder drastisch formuliert: Der Mensch hat die Verbindung zur Natur verloren. Würde er sonst so mit ihr umgehen? Ich habe kürzlich einen Artikel zum Thema “Naturentfremdung” gelesen. Darin wurden Studien erwähnt, denen zufolge Erwachsene und Kinder immer weniger Zeit in der Natur verbringen und kaum mehr Pflanzen- und Tierarten kennen würden. Die traurige Bilanz des Artikels: Eine Gesellschaft, die kein Verhältnis zur Natur hat, wird sich auch nicht für sie einsetzen.

Der Mensch hat die Verbindung zur Natur verloren. Würde er sonst so mit ihr umgehen?
— Sarah

Das klingt alles sehr düster. Nimmst du das in deinem Alltag auch so wahr?

Ich bin optimistisch. Diesen Frühling habe ich so viele Ausschreibungen für Kräuterspaziergänge gesehen wie noch nie. Wir haben auch einen organisiert und waren überwältigt vom Interesse der Teilnehmerinnen – auch an der Signaturenlehre. Vielleicht hat die Pandemie den Menschen das Bewusstsein für die Natur wieder etwas näher gebracht. Die Signaturenlehre ist ein Instrument, um sich mit Heilpflanzen, aber auch mit den grossen Fragen und Zusammenhängen des Kosmos auseinanderzusetzen. Und ob wir wollen oder nicht: Als Teil der Natur sind auch wir diesen Rhythmen unterworfen. Unser Schlaf- und Wachrhythmus reagiert auf die unterschiedlichen Licht- und Temperaturverhältnisse, alle Prozesse in unserem Körper sind Rhythmen unterworfen. Rhythmen bestimmen unser Leben und unsere Gesundheit. Integrieren wir dieses Wissen in unser Leben, leben wir bewusster und gesünder. Denn was einen Rhythmus hat, kann auch weniger aus der Bahn geraten und entarten.

 

CAROLINE: Theres, erzähle uns etwas über deinen Kurs Naturheilkunde im Jahresverlauf.

THERES: In meinem Kurs lernen die Teilnehmer:innen die Naturheilkunde im Jahresverlauf kennen. Es handelt sich dabei um einen Jahreskurs, in dem monatlich ein Planet und das dazugehörige Sternzeichen thematisiert wird. Dazu gehört die Erläuterung der entsprechenden Heilpflanzen, Bäume und Therapieformen. Ich gestalte die Kurse praktisch und passend zur jeweiligen Zeitqualität. Um möglichst vielfältige Inputs zu liefern, bringe ich Heilpflanzen mit, zeige Bücher und stelle Produkte aus der Drogerie Meer vor.

CAROLINE: An wen richtet sich dein Kurs?

THERES: Dieser Kurs richtet sich an alle, die sich für Heilpflanzen, ganzheitliche Heilkunde und die paracelsische Signaturenlehre interessieren. Idealerweise ergibt sich eine Gruppe von Teilnehmerinnen aus verschiedenen Berufsgruppen. Das fördert den Erfahrungsaustausch.

Der nächste Jahreskurs startet am 23. September 2023 und findet im Kloster Mariazell in Jona am Zürichsee statt. Dieser Ort bietet eine magische Atmosphäre und ermöglicht den Kursteilnehmer:innen einmal pro Monat dem Alltag zu entfliehen und in eine andere Welt einzutauchen.

 

CAROLINE: Vielen Dank für das Gespräch, ihr zwei!


 
Zurück
Zurück

Räuchern mit Wildpflanzen

Weiter
Weiter

Alte Heilmittel neu entdeckt